Die Kleinste Bühne der Welt  entstand im Freien – im Frühjahr 1981 in Hamburg. Ob sie wirklich die kleinste ist, war uns nie wichtig. Auf der Straße kam es einfach darauf an, eine Attraktion anzukündigen. Allerdings ging es von Anfang an um eine Antwort auf ‚Groß und Laut‘, um ein kleines Gegengewicht zur allgegenwärtigen Überwältigungskultur. Wir spielten – und spielen bis heute – unverstärkt, und wir verzichten grundsätzlich auf Musikeinspielungen. Oft waren wir mit Lärm und Stumpfsinn konfrontiert, und wir machen heute kaum noch Straßentheater. Allerdings versuchen wir, die im Freien gewonnene Haltung auch auf Bühnensituationen zu übertragen.

Auf der Bühne  bleiben wir privat, sind Hedwig Rost und Jörg Baesecke; wir nehmen keine neue Rolle ein, um unsere Geschichten zu erzählen und zu spielen. Den Geschichten wollen wir Raum geben, sie sollen lebendig werden und weiterleben.

Unsere Geschichten  schreiben wir in aller Regel nicht selbst. Die meisten Stoffe stammen aus der mündlichen Tradition: Es sind Märchen, Volkserzählungen, Sagen und Balladen, die oft über Generationen von Mund zu Ohr zu Mund gewandert sind und denen wir jetzt unsere darstellerischen Mittel und unsere Stimmen leihen. Der Wortlaut kommt meist von uns – und kann sich auch immer wieder ändern.

Geschichte:  In mehreren Produktionen haben wir es unternommen, auch  Welt- und Zeitgeschichte auf der Bühne zu erzählen, zuletzt 2011/12 mit einem  Programm über das 20.Jahrhundert.

Unser Theater:  Figuren- oder Puppentheater, Bildertheater, Objekttheater, Musik, Performance, Tanz oder Bildende Kunst – jedes unserer kleinen Stücke sucht sich eine eigene Form. Doch welche Bezeichnung wäre für unser Theater insgesamt treffend? Wir selbst haben lange gebraucht um festzustellen, dass wir nicht Schauspieler oder Puppenspieler sind. Im Grunde sind wir Erzähler, und wir versinnbildlichen unsere Geschichten auf immer wechselnde Art und Weise. Unsere Texte behalten dabei allerdings stets die narrative Form.

Bis 1995  haben wir ausschließlich für unsere kleine Kofferbühne produziert. Einen Teil dieser Stücke spielen wir heute noch. Über die ersten 15 Jahre unserer künstlerischen Arbeit gibt es auch einen kleinen Aufsatz. Nach der Geburt unserer ersten Tochter begannen wir mit der Arbeit an Solo-Programmen – und mit der Suche nach anderen Präsentationsmöglichkeiten. Einiges kam da mit der Zeit zusammen, ein Laternen-Theater, ein Tisch mit belebtem Tischtuch, ein Papier-Theater, eigene Bühnen-Bilder-Bücher und und und … Dabei sind wir der kleinen (wie auch der kurzen) Form weitgehend treu geblieben. Unser Haupt-Ausdrucksmittel  ist inzwischen Papier. Hier arbeiten wir nicht nur mit vorgeformten Bildern; wir versuchen auch, Bilder erst während des Erzählens entstehen zu lassen – zu falten, zu reißen, zu zeichnen oder zu schneiden.

rebus:  Eine Zwischenzeit lang haben wir als ‚rebus. Freie Theater Produktion‘  firmiert.  rebus ( = Bilderrätsel) sollte den Text-Bild-Bezug und damit das Typische unserer Arbeit hervorheben. Außerdem war die eigentliche ‚Kleinste Bühne‘, das Miniatur-Koffertheater nämlich, längst nicht mehr bei allen Auftritten dabei. Da sich rebus  nicht durchgesetzt hat und wir doch sehr stark mit der ‚Kleinsten Bühne der Welt‘ identifiziert werden, steht dieser Name seit einigen Jahren wieder als Überschrift über dem Ganzen.

Unser Buch:  2007 erschien unser Erzähl- und Theater-Werkbuch ‚Höher als der Himmel, tiefer als das Meer‘; die leicht überarbeitete 2.Auflage kam 2015 heraus. Ein Einblick?

Seit 2008  entwickeln wir auch wieder Stücke, bei denen wir gemeinsam auf der Bühne stehen. 2016/2017 kamen gleich zwei neue Duo-Programme auf die Bühne. Eines davon – HeimSpiel – beschäftigt sich mit deutscher Sprache und Kultur, in Wie die Welt auf die Welt kam geht es um Schöpfungsgeschichten aus aller Welt.

Filme: Wir haben viele unserer kurzen Stücke auch filmisch festgehalten. Aus den corona-bedingten Anfängen ist schnell ein eigenes Arbeitsfeld geworden, mit Auftragsproduktionen und DVD-Vertrieb.

*

Hedwig Rost  lernte Geige am Richard-Strauss-Konservatorium in München. Sie hat eine tanzpädagogische und therapeutische Ausbildung.

Jörg Baesecke  arbeitet seit 1980 als Freier Schauspieler. Er ist Präsident der Gesellschaft zur Förderung des Puppenspiels am Münchner Stadtmuseum. Er führt auch Regie, u.a. bei mehreren Produktionen des  Papiertheaters Nürnberg.

Wir  leben nahe bei München. Bis zum Sommer 2017 haben wir hier mit der SCHAUBURG (Theater der Jugend) kooperiert, dem städtischen Kinder- und Jugendtheater, und acht gemeinsame Produktionen auf die Bühne gebracht.

Gastspielreisen  führten uns durch ganz Deutschland, halb Europa und bis nach Afrika. Öffentlich und privat haben wir gespielt, einzeln und gemeinsam, für Erwachsene wie für Kinder:

Alden Biesen / Belgien (Int. Vertelfestival), Utrecht / Niederlande (Int. Vertelfestival), Graz / Österreich („GRAZ erzählt“), Interlaken / Schweiz („Jungfrau Erzählfestival“), Zürich / Schweiz (Festival „Blickfelder“), Baden / Schweiz (FIGURA-Festival); Stockholm / Schweden (Fabula Festival), St.Donats / Wales (Festival “Beyond the border”), London (CrickCrackClub), Paris („Quartier d’ été“), Guadalajara / Spanien (Maraton de los cuentos), Milton Keynes / England (Festival “A word in edgeways”), Zakynthos (Griechenland), Warschau, Opole und Lodz (Polen). Außerdem waren wir in Kairo, Johannesburg (RSA), Hermannstadt/Sibiu, Kronstadt/Brasov (Rumänien), Pécs(Ungarn), Charkow/Charkiv (Ukraine) und Harare (Zimbabwe) zu Gast.

Wir gastierten mehrfach bei Kongressen der Europäischen Märchengesellschaft (EMG) und bei Erzählkunst-, Kinder- und Figurenthaterfestivals in Aachen, Berlin, Konstanz, Nürnberg und Remscheid.  Jörg Baesecke war Erzähler beim SILK ROAD PROJECT – gemeinsam mit dem Cellisten Yo Yo Ma in der Kölner Philharmonie.

Im Frühjahr 2018  erhielten wir den Kulturpreis der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG, den Tassilo-Preis – für unser Lebenswerk.

Seit Februar 2020  befindet sich unsere kleine Kofferbühne, mit der seinerzeit alles anfing, im Münchner Stadtmuseum. Aber wir spielen weiter.