Wie lässt sich Vergangenes ‚verarbeiten‘? Eine Schuld, ein Verlust? Der Gebrauch des Worts ‚Verarbeiten‘ vermittelt leicht den Eindruck, als wäre selbstverständlich klar, was genau damit bezeichnet wird. Ein höchst komplexer Prozess jedenfalls, der sehr unterschiedliche Verläufe nehmen kann, je nach Person, Gegenstand oder Gegenüber.
Papier.Krieg hat mittlerweile fast 70 Aufführungen erlebt. In vielen Gesprächen danach ging es immer wieder um ‚Verarbeitung‘, um the trauerarbeit. Dabei bildete sich nach und nach eine Art Muster heraus, eine Abfolge von Stufen, die auf und ab gegangen werden können, eine Reihe von Schritten, von Abschnitten, die sich aber immer wieder auch durchdringen können. Und die auch in dieser Abfolge noch viele Fragen offenlassen:
- Hinsehen was ist (bzw. war). Hinhören und es anerkennen – auch wenn Wegschauen näherliegen mag.
- Trauern – auch wenn Ablenkung oder Verdrängen von Tränen näherliegen mögen. Es für sich bewerten: Was war falsch? Wäre etwas anderes möglich gewesen?
- Ordnen, Aufräumen. Einen Sinn suchen: Was bin dadurch geworden? War es vielleicht (so schlimm es war) zu etwas gut?
- Transformation: Dem Gegenstand eine andere Form geben und ihn darin loslassen, vielleicht in einem Ritual. ‚Erlösung‘ nennt es das Märchen. Kommunikation: Es mitteilen – anstatt es für sich zu behalten. Etwas wieder gut machen – wofür setze ich mich heute ein?
Es fällt sofort auf, dass da vieles für die Kriegs- und unmittelbare Nachkriegsgeneration schwierig und nahezu unmöglich war, angefangen schon beim Hinsehen, beim Blick zurück. Es wird klar, dass ‚Verarbeitung‘ sehr lange dauern kann.Was einen bei heutigen Kriegen und Konflikten schaudern lässt.