Die Kleinste Bühne der Welt Hedwig Rost & Jörg Baesecke

Aktuelles/Blog

Berührungen

‚So habe ich einmal ausgesehen?‘ oder: „Bist das wirklich Du?“ – Jeder kennt wohl den Anflug von Rührung beim Anblick eines Kinderfotos, eines eigenen oder dem eines anderen. Ist es die sprichwörtliche ‚kindliche Unschuld‘, die einem da im Bild gegenübertritt, der Ausdruck von Hoffnung und Erwartung? Ganz unwillkürlich vergleicht der Betrachter Vergangenheit und Gegenwart: ‚Was von Dir war damals schon sichtbar? Und wer bist Du heute?‘  Sehr unterschiedliche Gefühle werden da geweckt, zumal an einem ‚runden‘ Geburtstag, wie ich ihn gerade erleben durfte.
In der Straße meiner Kindheit lebte eine Bildhauerin, Eva Brinkmann. Ich war 6 oder vielleicht 7 Jahre alt, als ich ihr Modell stehen durfte – für eine Auftragsarbeit, einen Jungen, der sich über einen Fischteich beugt. Den Fischteich gibt es längst nicht mehr, aber das Standbild ist heute noch zu sehen, im Innenhof des Evangelischen Krankenhauses in Wesel-Obrighoven. Nachdenklich, etwas verloren steht es da, und im Sommer habe ich es besucht. Oder besser: ich habe mich besucht, mich als 6-jährigen, mich in den damals üblichen Baumwoll-Trainigshosen mit Gummizug. Plötzlich stehe ich mir selbst gegenüber, „Berührungen“ weiterlesen

NACHSALZEN

Das Neue Jahr 2024 beginnt -auch für uns selbst unerwartet- mit dem Rückgriff auf einen alten Stoff: SALZ! Wir nehmen 10 Minuten aus einer Bühnenproduktion neu auf, die wir vor Jahren mit dem Abschied von der Münchner ‚SCHAUBURG am Elisabethplatz‘ absetzen mussten. Und siehe da: Salz läuft nicht ab! – Also darf sich das kleine Salzfuhrwerk noch einmal auf den Weg machen, wir erleben, was sich bei Herzog Heinrich dem Löwen am Frühstückstisch abspielte und wie es dann zur Gründung der Stadt München kam.

Auch wenn der Anlass für die Wiederaufnahme abermals ein Abschied ist: Das Münchner Stadtmuseum, mit dem wir sehr verbunden sind, schließt nämlich umbaubedingt für mehr als 7 Jahre, und hier lassen wir SALZ noch einmal kurz aufleben. Aber jetzt haben wir plötzlich ein neues, altes Stück im Repertoire, das auch ohne große Bühne aufführbar ist! Und das uns hoffentlich noch ein Weilchen begleiten kann.

Vom A-nfang der Welt

Das alte Jahr ist zuendegegangen, ein neues hat begonnen. Aber wird es wirklich ’neu‘? Und besser als das Jahr, das nun hinter uns liegt? Einmal mehr fragen wir uns, wie das Neue in die Welt kommt. Und was wir dazu beitragen können, dass es auch wirklich besser wird. – Als letzter Monatsfilm des Jahres 2023 war hier ein Stück aus WIE DIE WELT AUF DIE WELT KAM zu sehen, ein Probenmitschnitt unserer Bühnenbearbeitung der biblischen Genesis. Ein Neuanfang schlechthin.Damit ist die Reihe unserer monatlichen Filme nach drei Jahren abgeschlossen. 50 kleine Stücke aus unserem Repertoire haben wir in dieser Zeit aufgezeichnet und auf 3 DVDs veröffentlicht. Wir planen, noch ein paar einzelne Stücke aufzunehmen und die Filme dann hier einzustellen. Vielleicht gibt es dann auch noch einmal eine DVD.  Also – auch im neuen Jahr – herzlich willkommen auf unserer Seite!

Gemischte Gefühle

Nach mehr als 100 Aufführungen werde ich Papier.Krieg aus unserem Repertoire nehmen. Mein persönlichstes Stück, ein Experiment mit Zeitgeschichte, eine Beschäftigung mit der Herausforderung, auf der Bühne ‚ich‘ zu sagen – und auch zu meinen. Und noch sehr viel mehr. Aber inzwischen hat sich die Welt weitergedreht, und manches in Papier.Krieg  (bis hin zu dem Satz ‚Jetzt ist ja Frieden‘) stimmt einfach nicht mehr.

Meine größte Überraschung: Papier.Krieg hatte ich zunächst eher für meine eigene Generation (+/-) konzipiert; tatsächlich aber habe ich es dann vorwiegend vor Jugendlichen gezeigt. Und gerätselt, wieso es vor einem Publikum funktioniert, das die vielen Andeutungen und Anspielungen darin ganz bestimmt nicht versteht. In unserem alten Weblog gibt es mehrere Beiträge dazu: <Weitermachen> / <Was ist Graubrot?> – Vielleicht hat Edgar Reitz (der Autor und Regisseur von ‚Heimat‘) recht, der vom ‚Geheimnis des inneren Verstehens‘ spricht – in dem Sinn, dass allein meine Kenntnis dieser Zeit schon Wirkung entfaltet. Dazu kommt sicher auch, dass ich sehr viel aus der Sicht des Kindes und des Jugendlichen zu erzählen versuche. – Wer das Foto genauer anschaut, sieht vielleicht die angestrickten Ärmel, um die Jacke länger tragbar zu machen. Ich fürchte, dass sich etwas ähnliches mit dem Stück nicht so ohne Weiteres herstellen lässt.

Rollenknaster

Es heult der Sturm, die Nacht ist graus … Drei Räuber schleichen voll böser Absichten um die einsame Mühle, wo die Müllerstochter allein am Spinnrad sitzt. – Unser November-Film war eine kleine Fingerübung, die Bearbeitung einer splatterartigen Bildergeschichte von Wilhelm Busch. Und Rollenknaster? Das ist Rolltabak, zusammengedreht aus entrippten, sozusagen entbeinten Tabakblättern. Wer möchte schon als Rollenknaster enden?

Unsere Reihe mit Monats-Filmen neigt sich dem Ende zu. Mehr als 40 kleine Stücke haben wir in den letzten Jahren aufgezeichnet; ein paar werden noch dazukommen – und dann auch hier zu sehen sein. Im Frühjahr soll es dann noch einmal eine Film-DVD geben, die vierte und letzte dann.

Spielzeit 23/24

Im November wird es 40 Jahre her sein, dass wir zum ersten Mal mit der ‚Kleinsten Bühne der Welt‘ aufgetreten sind – am 29. 11. 1983. Große Festlichkeiten wird es jetzt nicht geben, wir arbeiten auch nicht auf ein 50jähriges Bühnenjubiläum hin.

Die bevorstehende 41. Spielzeit wird die letzte sein, in der wir unser gesamtes Repertoire anbieten. Nach dem Sommer 2024 werden wir das HeimSpiel und ‚Papier.Krieg‘ aus dem Programm nehmen. Vielleicht auch noch mehr, aber das wird sich erst im Lauf der kommenden Monate entscheiden. All die vielen Einzelstücke, aus denen wir unsere frei gestalteten Programme zusammensetzen, bleiben im Repertoire. Also: Für Auftritte im Klassenzimmer, in Kulturzentren, auf Klein(oder Groß-)kunstbühnen und in privatem Rahmen ändert sich nichts.

Unsere ‚Kleinste Bühne‘, mit der damals alles anfing, ist jetzt in einem virtuellen Rundgang durch die Sammlung ‚Puppentheater und Schaustellerei‘ des Münchner Stadtmuseums zu sehen. Bei einem Klick hier erscheint ein Bild der großen Puppenkopf-Vitrine; mit Klick auf das Start-Dreieck der Bildunterschrift und schließlich auf das Tastatursymbol erscheint eine Auswahl von Bildern; auf ‚Puppentheater 11‘ ist dann unsere kleine Bühne zu entdecken.

Wir freuen uns auf ein Wiedersehen, im virtuellen und -mehr noch- im realen Raum!

DAS BILD hat DAS WORT

Aus dem vielen Material unserer Langzeitdokumentation haben wir Teile ausgekoppelt und auf eine DVD gebrannt – alles, was wir zum Thema Papiertheater/Kamishibai und verwandten Formen zusammengetragen haben. 12 Filme mit eigenen Produktionen sind darauf, außerdem ein filmisches (Bau-)Tutorial, Bau-Pläne für Papiertheater und mehrere Geschichten aus unserem Repertoire mit den  zugeordneten Abbildungen. 3 Artikel, in denen es etwas allgemeiner um Erzähltext & Illustration geht, runden die Zusammenstellung ab.Die DVD kostet 20 Euro und kann über unser Kontaktformular bestellt werden.

Leid und Lied

In unserem Oktober-Film ging es einmal mehr um die Frage: Wie kommt das Neue in die Welt? Aus dem Leiden an Einsamkeit, an Langeweile oder am Eingeschlossen-Sein? Und woher stammt der Verstand? Sechs Fragmente von Schöpfungsmythen boten Antworten an – in einem Ausschnitt aus unserer Produktion Wie die Welt auf die Welt kam.

Am Ende stand dann die menschheitsalte Frage: Woher kommen die Not, das Übel, das Böse?

Gleis-Heiten

Bahn-Bashing ist bekanntlich weit verbreitet, leider auch oft berechtigt, aber selten originell. Vieles wird dabei ausgeblendet, etwa die Rolle der seit Jahrzehnten PKW-fixierten Verkehrspolitik. Oder Geiz, Gier und der starre Blick auf schnell erzielten Gewinn. Haben nicht letztlich sie die Bahn zum Sanierungsfall werden lassen? – Aber vielleicht kennen wir solche Haltungen auch von uns selbst? Es ist jedenfalls bequemer, anderen Vorwürfe zu machen als sich die eigene Beschränktheit einzugestehen. Im Mittelpunkt unseres September-Films stand jedenfalls der öffentliche Personen-Nahverkehr mitsamt der Kritik daran, präsentiert in einem kleinen Papiertheater mit einem bewegten Bühnenbild. Da wenigstens rollte alles nach Plan.

Lied und Welt

In unserem August-Film waren zwei kurze Stücke aus unserem Bühnenprogramm ‚Wie die Welt auf die Welt kam‘ zu sehen: Schöpfungsgeschichten, eine aus Nordamerika. eine aus der Südsee, und beide erzählen davon, wie die Welt dereinst aus einem Lied entstanden ist.

Ob das Lied heute noch zu vernehmen ist? Ob wir es vielleicht sogar in uns tragen? Die Antworten liegen bei uns allen, auf jeden Fall jenseits der Bühne.