Die Kleinste Bühne der Welt Hedwig Rost & Jörg Baesecke

Aktuelles/Blog

Gleis-Heiten

Bahn-Bashing ist bekanntlich weit verbreitet, leider auch oft berechtigt, aber selten originell. Vieles wird dabei ausgeblendet, etwa die Rolle der seit Jahrzehnten PKW-fixierten Verkehrspolitik. Oder Geiz, Gier und der starre Blick auf schnell erzielten Gewinn. Haben nicht letztlich sie die Bahn zum Sanierungsfall werden lassen? – Aber vielleicht kennen wir solche Haltungen auch von uns selbst? Es ist jedenfalls bequemer, anderen Vorwürfe zu machen als sich die eigene Beschränktheit einzugestehen. Im Mittelpunkt unseres September-Films stand jedenfalls der öffentliche Personen-Nahverkehr mitsamt der Kritik daran, präsentiert in einem kleinen Papiertheater mit einem bewegten Bühnenbild. Da wenigstens rollte alles nach Plan.

Lied und Welt

In unserem August-Film waren zwei kurze Stücke aus unserem Bühnenprogramm ‚Wie die Welt auf die Welt kam‘ zu sehen: Schöpfungsgeschichten, eine aus Nordamerika. eine aus der Südsee, und beide erzählen davon, wie die Welt dereinst aus einem Lied entstanden ist.

Ob das Lied heute noch zu vernehmen ist? Ob wir es vielleicht sogar in uns tragen? Die Antworten liegen bei uns allen, auf jeden Fall jenseits der Bühne.

Fremde Federn

In unserem Juli-Film haben wir uns mit fremden Federn geschmückt. Zu sehen war ein kurzer Mitschnitt aus dem Konzert, auf das wir wir im vorigen Blog-Post ‚Amuse*d‘ hingewiesen hatten. Unglaublich, aber wahr: Techno mit Streichinstrumenten und Stepptanz! Das Ganze ging ziemlich durch die Decke – und dann nahtlos über in CHICHOVITE KONYE, ein bulgarisches Hochzeitslied. Die Live-Aufnahme dokumentierte nicht zuletzt den seltenen Fall, wie viel Heiterkeit ein reines Instrumentalstück wecken kann.

‚Ensemble Mosatrïc‘ – so nennen sich die drei jungen Frauen, darunter unsere Tochter Clara. Auf ihrer Homepage ist mehr über sie zu lesen, zu sehen und auch zu hören. Auch wenn wir vorhaben, selbst noch eine Weile zu spielen – vielleicht wird es ja langsam Zeit, der nächsten Generation die Bühne zu bereiten.

AMUSE*D

Der  Sommer kann kommen – wir haben ihn am 23.6.23 mit einem Konzert begrüßt! Vielfältig, geistreich und humorvoll war das Programm, das die jungen Musen, alle drei Absolventinnen der Universität der Künste in Berlin, auf die Bühne zauberten.

Aus Klassik, Jazz und Weltmusik, aus Tanz, Performance, Sprache und Gesang erschufen sie ein musikalisches Mosaik, ein Kaleidoskop für Augen und Ohren.- Mit seiner professionellen Darbietung und dem Mut zur Schönheit gewann das Ensemble Mosatrïc 2020 den Wettbewerb der deutschen Musikhochschulen ‚D-bü’. 

Stelina Apostolopoulou : Gesang, Perkussion

Marijn Seiffert : Violine, Stepptanz

Clara Baesecke : Violoncello, Produktion

www.mosatric.com

PROST!

Unterwegs im Ausland, für ein Unterrichts-Projekt, und dort immer wieder konfrontiert mit Sprachbarrieren, Missverständnissen und Kopfschütteln. Von ähnlichen Erfahrungen handelte auch unser Juni-Film: KANNITVERSTAN, eine kleine Geschichte aus Johann Peter Hebels ‚Schatzkästlein‘, über einen deutschen Handwerksburschen, der nach Amsterdam kommt und dort ‚durch den Irrthum zur Wahrheit und zu ihrer Erkenntniß‘ gelangt.

Das angedeutete Projekt fand übrigens in Rumänien statt, in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut: Wie lassen sich theatrale und spielerische Mittel beim Erwerb von Fremdsprachen(er)kenntnissen einsetzen? Umgekehrt galt es dann zum Beispiel zu lernen, dass das Wort ‚Prost!‘ auf rumänisch ‚dumm, bescheuert‘ heißt – die Erkenntniß  kam immerhin noch rechtzeitig, bevor das erste Glas gehoben wurde …

Rollen-Spiel

Es hätte damals auch alles schiefgehen können bei der Erschaffung der Welt. In einer Mythe aus Westafrika etwa spielt der Alkohol eine verhängnisvolle Rolle, genauer: der Palmwein. Überhaupt: Rolle! In unserem Mai-Film haben wir versucht, dem Begriff ‚Rollenspiel‘ eine ganz eigene Bedeutung zu geben: Die ganze Geschichte wurde mit Hilfe einer langen bedruckten Küchenrolle dargestellt. Theater ‚mit Hausmitteln‘ also, wie Objekttheater sich auch bezeichnen ließe; ein Stück aus Wie die Welt auf die Welt kam, unserem Bühnenprogramm mit Weltentstehungsgeschichten.

Jäger-Latein

In unserem April-Film spielte noch einmal die Jagd eine Hauptrolle, genauer: die Großwildjagd – und der alltägliche Kampf um den Lebensunterhalt. Harmlos fing alles an, einmal mehr mit einer Schere und einem Blatt Papier. Daraus entstand eine Nähmaschine, die sich im Lauf der Geschichte weiter in einen Elefanten verwandelte. Und so ging es hinein in den Dschungel von Bengalen, dem Tiger auf der Spur …

Das Ganze war nicht zuletzt ein Spiel mit erzählerischer Illusion, und am Ende des Ganzen stand dann eine große Lebensfrage. Schade, wer es verpasst hat, aber hoffentlich dann irgendwann einmal live!

EQUAL PLAY DAY

In den allerersten Anfangstagen unserer kleinsten Bühne war es tatsächlich so: Jörg hatte die Bühne auf dem Schoß, Hedwig stand mit der Geige daneben, spielte zum Bühnen-Aufbau, zur musikalischen Begleitung der von Jörg gesprochenen Texte und zum Bühnenabbau. Aber das war 1983, und schon im folgenden Jahr entstanden Stücke, wo Hedwig in Text und Handlung eingriff. 1988 hatten wir die Bühne gemeinsam zwischen uns auf den Knien, und dann, immer noch 1988, entstand das erste Stück, in dem die Bühne zwischen uns hin- und herwechselte. Vor 35 Jahren also, und so alt ist auch das zweite Bild hier. In allen folgenden Duo-Programmen bis hin zu ‚Wie die Welt auf die Welt kam‘ ist die Rollenverteilung zwischen uns unübersehbar ausgeglichen. Und trotzdem haben wir immer wieder mit Menschen zu tun, die von ‚Jörgs Bühne‘ sprechen, die in der Wahrnehmung unserer Arbeit im letzten Jahrhundert bzw. im letzten Jahrtausend stehengeblieben sind. Nicht nur Männer übrigens, auch Frauen. Da könnte sich Hedwig auf den Kopf stellen – sie wird ignoriert. Sie kann ihre Solo-Programme spielen, sie kann neue Stücke enwickeln – es hilft nichts, Wie viele Welt-Frauen-Tage werden da noch ins Land gehen müssen, bis etwas so Offensichtliches wahrgenommen wird? (8.März 2023)

In der Wolfsgrube

Da torkelt ein Schneider leicht angetrunken durch den nächtlichen Wald – und fällt in eine Wolfsgrube, wo er schon erwartet wird . von einem hungrigen Wolf, der knurrt und die Zähne fletscht! Da greift der Schneider zur Geige, in der Hoffnung, wie dereinst Orpheus das wilde Tier mit Musik zu zähmen oder doch so lange abzulenken, bis der Morgen dämmert. Der Wolf singt auch gleich mit, doch dann reißt die erste Geigensaite …

In unserem März-Film nahm Hedwig Rost Anteil am Schicksal ihres Musiker-Kollegen, und klar: Die Geige spielte dabei eine tragende Rolle. Und der April-Film schließt sich trhematisch gleich an.

„KUNSTLINIE“

 Seit Sommer 2022 bietet Hedwig Rost ein besonderes Theaterformat für ukrainische Schul- und Vorschulkinder an:  Sie zeigt einer kleinen Gruppe ein ukrainisches Märchen aus ihrem Programm  Zuhaus bei Hase, Schwein und Maus; in einer anschließenden kleinen Bastel-Stunde gestalten die Kinder selbst Figuren zu der gezeigten Geschichte. Abschließend spielt Hedwig die Geschichte noch einmal – mit den Bildern und Figuren der Kinder. – Das Märchen selbst ist den Kindern bekannt und vertraut – so verstehen sie es auch in deutscher Sprache. Inzwischen sind hier zwei Programme möglich, ein winterliches und eines, das mehr in die wärmere Jahreszeit passt.

Gern weisen wir hier auf eine Ausschreibung hin, die es unternimmt, solche Produktionen zu fördern:

Für ein Integrationsprojekt des Vereins ‚Bayern liest e.V.‘ und des Museumspädagogischen Zentrums (MPZ) mit dem Titel „KunstLinie“ werden Theaterformate gesucht,  deren Aufführung sowohl in den Museen entlang der Buslinie 100, also im Bayerischen Nationalmuseum und im Museum Villa Stuck, als auch in Klassenzimmern möglich sind. Zielgruppe sind Willkommens- oder Brückenklassen mit ukrainischen Schülerinnen und Schülern. In den Museen schließt sich ein Ausstellungsbesuch mit einem passenden Themenschwerpunkt an.

Nähere Auskünfte und Bewerbungen bitte an

Bayern liest e.V.  – z.Hd. Frau Ulrike Roos von Rosen – roosrosen@bayern-liest.de

Gautinger Str. 7a
82234 Weßling