Im Juli 2018 hatte Jörg Baesecke seinen Poetry-Slam-Einstand außerhalb aller Wertung, also noch nicht im Wettbewerb. Dafür war die Zeit erst im Mai 2019 reif: Bei der (monatlichen) Kiezmeisterschaft  im Münchner Westend belegte er auf Anhieb den ersten Platz, mit zwei Texten über Wohnungssuchen in München.

Im Juli trafen dann beim Highlander‘ alle Monatssieger der vergangenen Saison zusammen. Jörg trug diesmal einen Text über Gartenparty-Smalltalk in sogenannten besseren Kreisen vor. Und kam auf den 2.Platz; den Sieg hat er an diesem Abend nur denkbar knapp verpasst – das Publikumsvotum (nach Applauslautstärke) erbrachte auch im dritten Anlauf kein eindeutiges Ergebnis. Also musste die Jury noch einmal herhalten.

Ein schöner Abend. Der Sieger – Max Osswald – verteilt am Ende sein Preisgeld. Dass Konkurrenz und Kollegialität zusammengehen können, ist wirklich etwas besonderes. Und macht Lust auf mehr!

Ein Projekt mit Münchner Grundschulkindern: 3 Stadtsagen in einer kleinen Papiertheater-Inszenierung, aus Anlass des Jubiläums 100 Jahre Freistaat Bayern. Etwas ähnliches hatten wir 2008 unternommen, zum Münchner Stadtgründungsfest.

Diesmal waren 15 Kinder beteiligt, aus allen Altersstufen, also von der 1. bis zur 4. Klasse, eine Woche lang. Nun ist es ja so: Das Kamishibai, das japanische Bilder-Papiertheater, kommt im Grunde mit einem einzelnen Erzähler aus. Also stellte sich die Frage: Wie lassen sich möglichst viele Akteure am Spiel beteiligen, ohne dass es den Fokus auf die kleine Bühne abschwächt?

Wir haben dem Kamishibai Flügel verliehen: zwei zusätzliche Spieler rechts, zwei Spieler links, jeweils mit Bildermappen – und immer bezogen auf die Bühne in der Mitte. Sie reagieren und interagieren mit dem Geschehen dort, sie vergrößern die Geschichte, sie erweitern den Fokus und geben ihn dann wieder ans Zentrum zurück. Außerdem wechselt bei jedem der kurzen Stücke die Besetzung. Bei einem waren sogar acht Kinder beteiligt – da wurde z.B. mit einer Kanone ins Bild hineingeschossen und dann die Bahn der Kugel gezeigt. Treffer! Wobei nicht zuletzt die Silhouettenschnitte zur Wirkung – und zum Gelingen des Projekts – beitrugen.

Ein König träumt, er kommt zurück von der Jagd – und findet am Schlosstor einen Fuchsschwanz angenagelt. Das Tor öffnet sich, und er steht vor einer Tür, an der wieder ein Fuchsschwanz hängt. Und so geht es weiter, Tür für Tür.

Niemand vermag diesen Traum zu deuten, so hoch die Belohnung auch ist, die der König verspricht. Schließlich wagt sich ein Hirte an diese Aufgabe; auf dem Weg zur Königsstadt muss er durch ein einsames Bergtal, und dort begegnet er einer Schlange, die bereit ist, ihm die Bedeutung dieses Traums zu verraten …

Eine lange und motivreiche Geschichte schließt sich an, die zunächst wie ein ganz klassisches Märchen anmutet – um dann plötzlich in ein überraschendes Ende umzuschlagen. Ein Ende, das den Hirten und auch uns Zuhörer mit wirklich existenziellen Fragen konfrontiert.

Über die Arbeit an diesem Stoff war bereits weiter unten (>> Zeit.Geist) etwas zu lesen. Nach einem Vierteljahr war das Konzept fertig, der Bau des Bühnenbuchs dauerte noch einmal zwei Monate; Ende Mai 2019 ist das Stück zum ersten Mal gezeigt worden.

Große Freude über eine Kritik in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG – zu einer Aufführung von ‚Wie die Welt auf die Welt kam‘:

Im Spannungsfeld von Licht und Dunkel entzünden sich die Funken der Fantasie und geben dem Gedanken Kraft: Ja, so könnte es gewesen sein. Oder so. So aber auch … Keinen Satz und keine Geste möchte man verpassen … Für ihre Welten-Geschichte haben Hedwig Rost und Jörg Baesecke den Scherenschnitt neu erfunden und ihm eine dritte und vierte Dimension hinzugefügt … begeisterter, fröhlicher Applaus … Hier der ganze Text.

Zum Jahreswechsel  ist eine neue kleine Geschichte in unser Repertoire gekommen – begleitet von Wünschen und Hoffnungen für die nächste und übernächste Zukunft.

Über Kritzelgeschichten (drawing stories) war hier bereits etwas zu lesen: Geschichten, bei denen das Erzählen zeichnend begleitet wird, meist nur mit einer einfachen Linie – und am Ende ist ein kleines Bild entstanden. Der Reiz dieser Geschichten besteht nicht zuletzt in ihrer Einfachheit, sie laden zum Nach-Machen und Weiter-Tragen ein, sie gehören nicht dem einzelnen Erzähler oder der einzelnen Erzählerin, sie gehören der Welt.

Schlicht sind sie aber oft nur auf den ersten Blick. Manchmal braucht es einen zweiten, um zu tieferen Schichten zu gelangen – damit das Gebilde überhaupt erst ‚Ge-Schichte‘ wird. Die Prinzessin, die im Wald beim Spielen die Zeit vergessen hat und nun vor verschlossenen Toren steht, hat – ohne es zu wissen – den Schlüssel schon in der Hand. Der eigene Lebensweg hat die Ressource gebildet, mit der sich die Aufgabe lösen lässt. Genau darin liegt oft das Wohltuende und Tröstliche der Märchen: dass Heldin oder Held vor genau die Aufgaben gestellt werden, für die sie zuvor Helfer oder Hilfsmittel gewonnen haben. Diese Erfahrung wünschen wir Ihnen, euch und uns für’s Neue Jahr – auch im wirklichen Leben!

Im Theater fragen uns Kinder oft: „Wie lange habt ihr dafür gebraucht?“ Selten bietet sich eine griffige Antwort: Manchmal gelingt ein Stück fast im Handumdrehen, manchmal dauert es Jahre, bis eine Geschichte auf die Bühne kommt, einiges schafft es auch nicht über den Entwurf hinaus. Die Geschichte vom ‚Affen auf dem Dach‘ war nach einem Vierteljahr fertig, die ‚Reise um die Erde‘ fand nach zwei, drei Tagen ins Ziel, an ‚Salz‘ haben wir ein ganzes Jahr gearbeitet. Aber was ist damit gesagt?

Im Herbst 2000 habe ich eine Geschichte gehört, von Ben Haggarty, die mich nicht mehr losgelassen hat und seither zu meinen Lieblingsgeschichten zählt. Immer wieder habe ich versucht, eine passende Bild-Sprache zu finden. Mats Rehnman aus Stockholm hat mir dazu eine Silhouette geschnitten. Eine Sufi-Geschichte, hörte ich hier, ein armenisches Märchen – sagte man mir dort. Oder doch ein georgisches? Ein König träumt, er kommt von der Jagd zurück und findet am Tor seines Schlosses einen Fuchsschwanz angenagelt. Wer deutet ihm diesen Traum, und was bedeuten seine folgenden Träume? – Letztlich geht es in der Geschichte um Willensfreiheit, darum, in wie weit unser Tun vom Zeitgeist bestimmt ist.

Vielleicht ist jetzt, im Herbst 2018, die Zeit reif. Ungläubig schauen wir in die Welt, was  für ein Zeitgeist da gerade Einzug hält. Und plötzlich hat sich ein Weg aufgetan, die Geschichte auf die Bühne zu bringen und – ja: zu Papier, denn es entsteht nun wieder ein BühnenBilderBuch. Das hoffentlich in diesem Winter fertig wird, sodass ich irgendwann werde sagen können: Mehr als 18 Jahre habe ich daran gearbeitet.  (J.Bae / Nov. 2018.l

Mehr dazu: Traumspuren

München. Sieben Jahre sind um, und nun tanzen sie wieder: Im Januar und Februar 2019 werden in der Stadt vielerorts die Schäffler zu sehen sein, zur Erinnerung an Pestzeiten und zur Wiederbelebung des öffentlichen Raums. In den StadtTorHeiten wird die ganze Geschichte erzählt, und zwei andere Stadtsagen dazu, mit einem zierlichen Papiertheater.

Weiter im Repertoire: Mehr als 100 kurze Stücke, aus denen wir vielfältige Programme zusammenstellen können, für Aufführungen in Theatern und Sälen, im Klassenzimmer, in privaten Räumen …

Deutschland.  Von PUNKT PUNKT KOMMA STRICH über Bach, Goethe und die Brüder Grimm bis zur Nationalhymne – unser HeimSpiel  bietet einen kurzweiligen und originellen Blick auf deutsche Sprache und Kultur, für Erwachsene und Kinder.

Welt.  Wie hat alles angefangen? Und wie lange hält es noch? In Wie die Welt auf die Welt kam erzählen und zeigen wir Schöpfungsgeschichten aus 5 Kontinenten. Die Produktion ist fertig und tourneefähig.

Im September 2019 jährt sich der Ausbruch des 2.Weltkriegs. Papier.Krieg erzählt von den Fortwirkungen bis heute und bleibt weiter im Repertoire.

Mehr dazu und zu unseren anderen aktuellen Programmen findet sich hier.

Aus erster Hand: Wir sehen uns ja ein wenig als Spezialisten der kurzen Form. Aber 35 Jahre Theater zusammenzufassen, und das in überschaubarer Länge, mit einer repäsentativen Auswahl all unserer Stücke – das bedeutete für uns doch eine ziemliche Herausforderung. Es hat eine ganze Weile gedauert, aber jetzt ist ein kleiner Film fertiggeworden und hier oder unter ‚Unser Film‘ abrufbar.

Wir wünschen allen Besuchern und Betrachtern beschauliche  11:55 Minuten!

Eine Premiere – auf ganz neuem Feld: Zum ersten Mal bei einem Poetry-Slam dabei, beim Isar Slam im Münchner ‚Ampere‘. Als weitaus ältester Teilnehmer. Mit einem Text zum neuen bayrischen PsychKHG (Psychisch-Kranken-Hilfe-Gesetz): Psychisch Kranken droht die Aufnahme in eine polizeilich geführte Gefährder-Datei.

Vier exemplarische Kurz-Biographien sollten zeigen, wie schnell es gehen kann, auf diese Weise registriert zu werden. Basierend zum Teil auf realen Begegnungen und Begebenheiten. Verbunden mit einem Aufruf zur ‚ausgehetzt‘-Demonstration am 22.Juli in München. Das alles in 721 Worten.

Die Resonanz: Ausgesprochen ermutigend. Der Beitrag lief zwar außerhalb des Abend-Wettbewerbs,   hätte dort aber durchaus bestehen können. Weiter so! – war anschließend von nicht wenigen zu hören. Ein kurzer ähnlich vorgetragener Beitrag (Altern) findet sich ja bereits im Netz. Da tut sich jetzt vielleicht ein ganz neues Feld auf, hören wir mal!

Immer wieder aufs Neue  suchen wir nach Formulierungen, um unsere Bühne treffend zu beschreiben: ‚Irgendwo zwischen story-telling und Figurentheater‘. Viele Worte sind es geworden im Lauf der Jahre. Nun soll uns ein kleiner Film bei der Veranschaulichung helfen.

Angekündigt  ist das Vorhaben schon eine ganze Weile; jetzt haben wir die Arbeit daran aufgenommen. Viele kurze Szenen, aus denen – so hoffen wir – die Vielfalt der Geschichten wie auch unserer Mittel deutlich wird.

Mit im Bild: Film-Aufnahmen von 1986.

Fertig: Voraussichtlich im Laufe dieses Sommers – also hoffentlich bald!