Siebenhundert

EröffnungssequenzStadtTorHeiten – die 700.Aufführung!  Wir werden immer wieder gefragt, ob es nicht schwer ist, so viel Text auswendig zu lernen. Natürlich ist es das, aber mindestens ebenso schwierig ist es, mit Wiederholung umzugehen: Wie sorge ich dafür, dass meine Geschichte lebendig bleibt, auch beim x-ten Mal?

Die StadtTorheiten, das kleine Papiertheaterprogramm mit Münchner Stadtsagen, hat kürzlich die 700. Aufführung erlebt. Sehr grob geschätzt dürften etwa 25.000 Schulkinder die Produktion gesehen haben, außerdem ca. 2000 Erwachsene. Gut, das hat sich über 20 Jahre erstreckt, aber wenn eine Produktion über einen so langen Zeitraum ihre Gültigkeit beweist, will das schon etwas heißen.

1996:  Am Anfang  stand der Auftrag, mit der Delegation der Stadt München nach Harare/Zimbawe zu reisen und dort bei den Feierlichkeiten zur Begründung der Städtepartnerschaft einen Beitrag zu leisten. Harare 1aAber wo waren sich München und Afrika zuvor begegnet? Die Sage vom Turm-Affen im Alten Hof in München fiel mir in die Hände, ein Jahr davor hatte ich das Kamishibai kennengelernt, das japanische Papiertheater – und damit die Möglichkeit einer sehr gegenständlichen Illustrationsweise. Die Premiere fand dann im April 1996 sehr fern von zuhause statt; die Resonanz auf dieses kleine Stück war so ermutigend, dass gleich der Plan zu einem ganzen Programm mit Stadtsagen entstand.

Interessant vielleicht, unter welchen Gesichtspunkten mir die weiteren Geschichten damals entgegentraten. In der einen ausgewählten Sage ging es im Grunde um Bodenspekulation, in der anderen um die Absage an Vereinzelung und die Rückeroberung des öffentlichen Raums als Voraussetzung für die Wiederherstellung einer Gesellschaft, ja von Gesellschaftlichkeit überhaupt. Möglicherweise sind es diese Gegenwartsbezüge, die das Programm lebendig halten. Wobei: Das passiert nicht automatisch, ich muss mich stets aufs Neue mit diesen Themen verbinden. Und da sie (leider)  nichts an Aktualität verloren haben, bietet sich hier die Chance, auch das Stück aktuell zu halten. Oder um es mit dem Märchen zu sagen: Dann leben sie noch heute!

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