„… und von oben, von der Bergweide aus, konnte er nun sehen, wie unten im Land der Krieg ausbrach. Nachts sah er den Feuerschein brennender Stadte, tagsüber hörte er den Lärm der Schlachten, er sah die Staubwolken vorbeiziehender Heere, aber zu ihm herauf auf den Berg gelangte der Krieg nicht.“ – Textauszug und Bild gehören zur Bühnenbearbeitung einer Geschichte, die im Mai 2019 nach sehr langer Vorarbeit fertiggeworden ist: Die weise Schlange, unter ‚Aktuelles‘ hier und hier erwähnt. Das Bild besteht aus drei einzelnen Flächen und wird beim Erzählen Stück für Stück zusammengesetzt. Ich frage mich, was mir da die Hand geführt hat. So wenig meine Mutter von den Bombennächten im Keller und vom Feuersturm erzählt hat – ihre Andeutungen, die halben Sätze und ihr Tonfall öffneten den Blick in einen Abgrund. Die Weitergabe von Kriegstraumata beschäftigt mich bis heute, auf der Bühne und privat. Schaudernd sehe ich nun auf den neuen Generationenschatten, der wohl noch weit in die Zukunft reichen wird. Und ich denke an die Schule 134 in Charkiv, wo wir im Spätsommer 2019 auftreten durften und die seit dem 3. Kriegstag ausgebrannt und in Trümmern liegt.
Ein Gedanke zu „Bombennächte“