Gemischte Gefühle

Nach mehr als 100 Aufführungen werde ich Papier.Krieg aus unserem Repertoire nehmen. Mein persönlichstes Stück, ein Experiment mit Zeitgeschichte, eine Beschäftigung mit der Herausforderung, auf der Bühne ‚ich‘ zu sagen – und auch zu meinen. Und noch sehr viel mehr. Aber inzwischen hat sich die Welt weitergedreht, und manches in Papier.Krieg  (bis hin zu dem Satz ‚Jetzt ist ja Frieden‘) stimmt einfach nicht mehr.

Meine größte Überraschung: Papier.Krieg hatte ich zunächst eher für meine eigene Generation (+/-) konzipiert; tatsächlich aber habe ich es dann vorwiegend vor Jugendlichen gezeigt. Und gerätselt, wieso es vor einem Publikum funktioniert, das die vielen Andeutungen und Anspielungen darin ganz bestimmt nicht versteht. In unserem alten Weblog gibt es mehrere Beiträge dazu: <Weitermachen> / <Was ist Graubrot?> – Vielleicht hat Edgar Reitz (der Autor und Regisseur von ‚Heimat‘) recht, der vom ‚Geheimnis des inneren Verstehens‘ spricht – in dem Sinn, dass allein meine Kenntnis dieser Zeit schon Wirkung entfaltet. Dazu kommt sicher auch, dass ich sehr viel aus der Sicht des Kindes und des Jugendlichen zu erzählen versuche. – Wer das Foto genauer anschaut, sieht vielleicht die angestrickten Ärmel, um die Jacke länger tragbar zu machen. Ich fürchte, dass sich etwas ähnliches mit dem Stück nicht so ohne Weiteres herstellen lässt.

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