Bengodi – Coquaigne/Cockaigne – Luilekkerland – Schlaraffenland: Der Traum von einem Land, in dem dir alles zufliegt und zufließt, was du zum Leben brauchst, findet sich auf der ganzen Welt. Arbeit – überflüssig zu sagen – gibt es dort nicht, ist sogar verboten. Bezahlt wirst du fürs Gähnen, fürs Schlafen, aber eigentlich bekommst du alles Lebensnotwendige auch ohne Geld: Die Speisen hängen an den Bäumen, wachsen aus der Erde oder fliegen dir gleich in den Mund, und was du trinken möchtest, sprudelt aus Brunnen, strömt in Bächen und Flüssen an dir vorbei oder liegt dir gleich als ganzer See zu Füßen. Nicht nur Milch und Honig, auch Bier, Wein und Champagner.
Eine Tonaufnahme vom September 2021 veranschaulicht, was wir mit diesem Stoff angestellt haben. Die kleine Choreografie soll sich bitte jede/r dazudenken.
Tagträume einer Zeit, einer Gesellschaft, in der jeder beständig zur Arbeit genötigt ist, um sein Überleben zu sichern? Ganz bestimmt, aber die dichtenden Träumer gehen oft noch weiter: In diesem Utopia ist nicht nur die Arbeit verboten, sondern auch eigenständiges Denken und gute Umgangsformen. Es gibt eine Pflicht zur Faulheit, und wer dagegen verstößt, fliegt raus.
Für unser HeimSpiel haben wir einen Text von Hans Sachs (1494-1576) über das Schlaraffenland für die Bühne bearbeitet, in einer Mischung aus Rap und Slam Poetry, mit einer kleinen Sprech- und Bewegungschoreografie. Doch schnell hat sich gezeigt, dass wir das kleine Stück auch gut in anderen Zusammenhängen performen können. Aktuell ist es ohnehin, nicht nur durch seine Form oder die Hereinnahme von Sushi, WLAN und ChickenWings, sondern auch durch die naheliegende Frage, ob und inwieweit Arbeit und Gebrauch des eigenen Verstands zum Mensch-Sein dazugehören. Für den Handwerker und Dichter Hans Sachs war das keine Frage, und z.B. in Schulklassenaufführungen hat der Text schon zu wirklich spannenden Diskussionen geführt. Wie wollen wir leben?
In manchen Schlaraffenländern gibt es auch Jungbrunnen oder sogar das Wasser des (ewigen) Lebens. Das heben wir uns noch etwas auf – für ein eigenes Stück, eine eigene Geschichte.