Wie lange dauert eine Nachkriegszeit?  So lautet einer der letzten Sätze, die in der Bühnenproduktion Papier.Krieg gesprochen werden. 80 Jahre nach Kriegsende in Deutschland wird das Stück in Bezug auf die Gedenktage in und um München jetzt noch einmal öffentlich gezeigt: In Höhenkirchen-Siegertsbrunn (bei München), in den Räumen des Gymnasiums (gleich beim S-Bahnhof, Bahnhofplatz 4 ) – am Do. 8.Mai 2025 um 20:00.

Wir bitten um Nutzung des Vorverkaufs, entweder über unser Kontaktformular oder über die VVK-Stellen vor Ort:

  Gemeindebücherei Höhenkirchen, Schulstraße 11c (Öffnungszeiten: Di, 16:00 – 19:00; Do, 15:00 – 18:00; Fr, 10:30 – 14:00; 1. Sa im Monat: 10:00 – 12:00)

Schreibwaren Obermeier, Bahnhofstraße 32A zu den üblichen Öffnungszeiten

Die Karten kosten 14 Euro, ermäßigt 10 Euro (für Schüler:innen und Studierende).

Es ist wohl die letzte Möglichkeit, Papier.Krieg in einer öffentlichen Aufführung zu sehen. Wir haben vor, das Stück im Lauf des Jahres endgültig aus dem Repertoire zu nehmen.

Neuestes aus alter Zeit!  Wieder sind wir im antiken Griechenland unterwegs, wie schon bei IDOminiO und dem handfesten Hexameter-Slam-Text nach Ovid. Auch für unser aktuelles Projekt hat der römische Dichter die Vorlage geliefert, vor 2000 Jahren: Es geht um Hochwasser und Extremwetter, um eine Sintflut und die Hoffnung auf einen neuen Anfang. Ein alterndes Paar steht im Mittelpunkt der Geschichte, und das neue uralte Stück soll bis zum Sommer fertig sein. (03/2025)

Auf dem Bahnsteig lag ein weggeworfener Kassenzettel, zerknüllt und flachgetreten. Ein Kopf? Wir hätten ihn sicher übersehen, wenn wir nicht gerade Ausschau gehalten hätten nach Gesichtern: Wie lässt sich ein menschliches Profil aus Papier falten, möglichst im Handumdrehen?

Nun ist es ja so: Faltanleitungen operieren oft mit rechten Winkeln oder Winkelbrüchen, mit Symmetrien und Gradlinigkeit – was am Ende oft auch die Schönheit gefalteter Objekte ausmacht. Der platte Zettel vor uns aber war krumm und schief – doch dabei schlicht und deutlich in seiner Form. Wir sahen: Es geht auch asymmetrisch, mit abgebrochenen Falten und willkürlichen Winkeln. So begannen wir zu experimentieren, und daraus wurde dann z.B. das vom Vater verstoßene Mädchen (aus unserer ProduktionSALZ) oder der König mit den 3 seltsamen Träumen (aus dem georgischen Märchen von der Weisen Schlange).

Häufig werden wir gefragt, wie ‚man auf solche Ideen kommt‘. Nun, manchmal kommen sie tatsächlich zu uns, zum Glück, sie liegen uns bisweilen sogar zu Füßen. Allerdings haben wir den zusammengetreten Zettel wohl nur wahrgenommen, weil wir uns vorher die Frage nach einem Faltprofil gestellt hatten und nun in dieser Frage lebten.

Was lässt sich daraus ableiten?  Keine goldene Regeln für Kreativität jedenfalls, wie sie im Netz so gern flachgetreten werden. Aber Fragen sind selten verkehrt, je präziser desto besser. Und dann findet sich manchmal unverhofft eine Antwort, und sei es auf dem Düsseldorfer Hauptbahnhof. (02/2025)

Die Texte mündlicher Tradition gehören im Grunde gehört, nicht lediglich stumm gelesen. Nur so lässt sich ihr sprachmusikalischer Anteil erfahren – sie sind mehr als nur Informationsweitergabe; Epen, Balladen und auch Märchen sind nicht zuletzt auch ‚akustische Phänomene‘ (Max Lüthi). Diesem Gedanken folgend haben wir seit Neuestem eine Geschichte aus den Ovid-Metamorphosen im Repertoire. Gesprochen wird sie zum Teil in einer eigenen Hexameter-Nachdichtung, zum Teil in endgereimten, slam-artigen Versen. Ein ziemlich krasser Stoff, soviel sei hier verraten, deutbar auch als politische und ökologische Parabel, mit Splatter-Elementen, uralt und dabei eindeutig heutig! Was wohl daraus wird? Wir sind gespannt. (01/2025)

Hier sehen wir die Figuren hinter der Bühne versammelt; gleich öffnet sich der Vorhang für IDOMENEO – Rè di Creta, die große (und kaum bekannte) Mozart-Oper, die einzige, die er in München komponiert hat. Von links nach rechts: Idomeneo, König von Kreta, Idamante, sein Sohn, Ilia, Prinzessin von Troja. – Nicht im Bild: Elektra, Prinzessin von Argos, gefangene Trojaner, Bürger von Kreta, Neptun, der Meeresgott, See-Ungeheuer.
Dreieinhalb Stunden dauert die Oper im Original. Wir haben eine 20-Minuten-Fassung erarbeitet, die nun in den prachtvollen Räumen der Münchner Residenz Premiere hatte, wenige Schritte vom Cuvilliés-Theater entfern, wo die Figuren 1781 erstmal die große Bühne betraten: IDOminiOUn dramma sull` amore, destino, libertà, tempesta, guerra e sulla pace, ein Drama über Liebe, Schicksal, Freiheit, Sturm, Krieg – und Frieden. Damit findet nicht zuletzt auch die Tradition unserer Seestücke einen hoffentlich krönenden Abschluss.

Was bleibt? Unsere vielen kurzen Stücke, aus denen wir immer wieder aufs Neue unsere Programme zusammenstellen, bleiben im Repertoire – und damit auch sämtliche Angebote für mobile Aufführungen im Klassenzimmer. Anders als vor einem Jahr angekündigt bleibt auch Papier.Krieg weiter im Programm: Die Resonanzen auf die Aufführungen in diesem Frühjahr und Sommer ergaben ein eindeutiges Votum.

Was kommt?  Nach längerer Pause wieder ein paar neue kleine Stückchen, die ab Oktober nach und nach fertig und dann hier vorgestellt werden. Einige davon werden auch das Klassenzimmer-Repertoire erweitern. Ein Duo-Programm für Kinder ab 6 Jahren wird ab Januar 2025 aufführbar sein: DOPPELPUNKT, KOMMA, STRICH – Weite Welt, öffne dich! = neue und auch ein paar ältere Stückchen und Geschichten, gespielt mit einfachsten Mitteln.

Was geht?  Wir nehmen unser Heim.Spiel aus dem Repertoire: Die Produktion ist nach der Corona-Pause leider nie wieder richtig in Gang gekommen. Aber wir können zwei oder drei der Geschichten herauslösen und einzeln weiterspielen. Und dann – schweren Herzens – die Duo-Fassung von ENGEL IN FETZEN : Die (auswendig zu spielenden) Violinstücke erfordern mehrtägige Wiederaufnahmeproben, und die sind mit einer normalen Aufführungsgage einfach nicht abgegolten. Die Solo-(Papier-)Fassung von ENGEL IN FETZEN mit Jörg Baesecke bleibt im Repertoire.

Da kommt was: Ein neues kleines Stück, ca. 15 Minuten lang und im Duo gespielt: IDOminiO – Große Oper im Kleinstformat, nach Mozarts Oper IDOMENEO, und aufgeführt in den prachtvollen Räumen der Münchner Residenz, wenige Schritte entfernt vom Ort der Uraufführung vor 233 Jahren. Im Mittelpunkt steht noch einmal unsere kleine Kofferbühne. Nicht die, die sich im Museum befindet. Es gibt ein Double, das wir vor fast 30 Jahren in Hamburg haben bauen lassen, für ‚DER MOND SCHEINT, DIE TOTEN FAHREN‘. –  Eine ziemliche Herausforderung, wie wir jetzt immer wieder feststellen dürfen, und die anvisierte Viertelstunde macht das Ganze auch nicht leichter. Aber einiges zeichnet sich heute doch schon ab …

Ruhestand jedenfalls sieht anders aus, zumal wir das Werk ja dann auch noch eine Zeitlang zeigen wollen. Also – weiter geht’s!

Ganz unspektakulär ging Mitte Juni die achthundertste Aufführung der ‚StadtTorheiten‘ über die Bühne, in der Turnhalle einer Münchner Grundschule, vor etwa 50 Schülerinnen und Schülern.  Anschließend hieß es: Fragen stellen – und das taten die Kinder dann auch, noch und noch. – Zur Entstehungsgeschichte der Produktion mit Münchner Stadtsagen war hier ja aus Anlass der 700. Aufführung einiges zu lesen. Dafür gibt es dieses Mal etwas zu sehen und zu hören – nämlich die Eröffnungsszene:

Wie oft sich dieser Vorhang noch heben wird? – Es gibt zu unsererer Freude nicht wenige Lehrerinnen und Lehrer, für die diese kleine Bühnenproduktion einfach zum Lehrplan der 4.Klassen dazugehört, einerseits. Andererseits biegen wir mit unserem Theater langsam in die berufliche Zielgerade ein. Wir hoffen ja, noch ein paar Jahre weiterspielen zu können. Allerdings: Die 1000. Aufführung streben wir ganz sicher nicht an.  Der Affe darf aber noch ein Weilchen auf dem Dach der Herzogsburg herumklettern, die Suche nach dem vergrabenen Vermögen des Löffelwirts vom Alten Peter kann ruhig noch etwas weitergehen und die Schäffler sollen auch noch ein wenig länger durch die pestleeren Straßen Münchens tanzen.  (06/2024)

Erinnert sich noch wer an den Sommer 1984?  In Norddeutschland war er ziemlich verregnet, und ausgerechnet da spielten wir bei einer großen Straßentheaterproduktion mit, einer Bearbeitung von Skakespeares ‚Sommernachtstraum‘ – mit immerhin 18 Beteiligten, umfangreichem Auf- und Abbau und vielen sorgenvollen Blicken zum Himmel. Alle (Hamburger) Aufführungen gingen trocken über die Bühne – und dann gab es noch eine Einladung nach Berlin. Dafür hatten wir beide eine Art Trailer entwickelt, für unsere damals noch ganz neue kleine Kofferbühne: unseren Gurken-Sommernachtstraum. Den haben wir dann Anfang August 1984 zum ersten Mal öffentlich gezeigt, auf dem Berliner Breitscheidplatz.

Das große Sommernachtstraum-Ensemble löste sich bald auf, unser kleiner Sommernachtstraum aber begleitete uns noch über Jahre und Jahrzehnte, Glück gleich mit dem (fast) ersten Stück! In vielen Ländern war er zu sehen, wurde in England …
„Da haben wir den Salat!“ weiterlesen

‚So habe ich einmal ausgesehen?‘ oder: „Bist das wirklich Du?“ – Jeder kennt wohl den Anflug von Rührung beim Anblick eines Kinderfotos, eines eigenen oder dem eines anderen. Ist es die sprichwörtliche ‚kindliche Unschuld‘, die einem da im Bild gegenübertritt, der Ausdruck von Hoffnung und Erwartung? Ganz unwillkürlich vergleicht der Betrachter Vergangenheit und Gegenwart: ‚Was von Dir war damals schon sichtbar? Und wer bist Du heute?‘  Sehr unterschiedliche Gefühle werden da geweckt, zumal an einem ‚runden‘ Geburtstag, wie ich ihn gerade erleben durfte.
In der Straße meiner Kindheit lebte eine Bildhauerin, Eva Brinkmann. Ich war 6 oder vielleicht 7 Jahre alt, als ich ihr Modell stehen durfte – für eine Auftragsarbeit, einen Jungen, der sich über einen Fischteich beugt. Den Fischteich gibt es längst nicht mehr, aber das Standbild ist heute noch zu sehen, im Innenhof des Evangelischen Krankenhauses in Wesel-Obrighoven. Nachdenklich, etwas verloren steht es da, und im Sommer habe ich es besucht. Oder besser: ich habe mich besucht, mich als 6-jährigen, mich in den damals üblichen Baumwoll-Trainigshosen mit Gummizug. Plötzlich stehe ich mir selbst gegenüber, „Berührungen“ weiterlesen