Eines der beiden ersten Stücke für unseren kleinen Bühnenkoffer war Robinson Crusoe, sehr frei nach Daniel Defoe und dargeboten in 5 Minuten. Mehr als 35 Jahre später haben wir die Kurz-Robinsonade neu inszeniert. Die Mittel sind die gleichen geblieben wie damals: eine Untertasse als einsame Insel, die Tasse dazu als Kreuzfahrtschiff, eine Handvoll bunter Stifte als Passagiere.
Was uns an dem alten Stück nicht mehr gefiel, war der Text. Lang, umständlich, ungeformt, und daran konnten wir deutlich sehen, wie viel Zeit inzwischen vergangen war. Vor allem aber – was wir damals als komisch empfanden, mochten wir heute kaum noch in den Mund nehmen. Und: Es war eine Geschichte für nur einen Sprecher, wie alle unseren ersten Stücke. Wir haben also alles neu getextet und eine Duo-Fassung entwickelt – und zwar für einen Film. Es ist ja so – die kleine Bühne kommt im Februar 2020 ins Münchner Stadtmuseum, mit der Robinson-Szenerie, und neben der Vitrine wird dann dieser Film gezeigt.
Zum Umzug ins Museum erschien ein umfangreicher Artikel im Münchner Merkur, der hier nachzulesen ist, ein Rückblick auf die inzwischen zurückgelegte Zeit. Und wie es weitergeht, steht dann z.B. hier.


Wir kommen in eine ansehnliche und auch sehenswerte Metropole, es gibt viele schöne Häuser und Straßenzüge im Zentrum, interessante Bauten, fast mehr SUVs als in München, und kaum jemand ist ohne Smartphone unterwegs. Alles klappt, alles funktioniert, alle Klischees bleiben auf der Strecke. Wir haben zwei Auftritte in Schulen, ja, auf Deutsch, vor 15/16-jährigen, wir können uns verständigen und sehen kaum einen Unterschied zu gleichaltrigen Schülern hier, höchstens, dass es weniger kunstzerrissene Hosen gibt, aber das mag andere Gründe haben.
„Vor 5 Jahren sah es hier noch ganz anders aus“ – so erfahren wir, und wir dürfen staunen, was sich in diesem Land seither getan hat, nach Auflösung der Sowjetunion, Welt-Finanzkrise und Bürgerkrieg (der ja immer noch andauert). „Leb wohl, Vergangenheit!“ – so heißt es auf einem Wandbild von ‚Chamlet‘, dem ‚Charkower Banksy‘. Und man sieht, wie lang der Schatten der jüngeren Geschichte hier dargestellt ist. Auch Patriotismus begegnet uns, aber möglicherweise braucht es den, um Krisen zu überstehen? – Wir kommen zuletzt durch Viertel, die noch längst nicht so schmuck sind wie die Innenstadt, wir erfahren, dass etwa eine Viertelmillion (!) Bürgerkriegsflüchtlinge in Charkow/Charkiv Aufnahme gefunden hat. Drei Tage sind zu kurz, um unter Oberflächen zu schauen; wir genießen die Herzlichkeit, die uns entgegengebracht wird, und auch die Normalität hier, denn so exotisch wie erwartet ist es bei Weitem nicht: Wir sind in Europa. Und als dann nach Landung in München gleich die erste S-Bahn ausfällt, fühlen wir uns schnell wieder zuhause.

Im Juli 2018 hatte Jörg Baesecke seinen 



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