Die Kleinste Bühne der Welt Hedwig Rost & Jörg Baesecke

Aktuelles/Blog

Bewegtbilder

Kaiser Ludwig

In schöner Regelmäßigkeit werden wir gefragt, ob es im Netz nicht irgendwo auch ein Video von uns gibt. Nein, das haben wir immer noch nicht geschafft. Auch, weil dafür wohl ein ziemlicher Aufwand nötig wäre. Es gibt nämlich zwei Dinge, die filmisch schwer darzustellen sind: Beiläufigeit und Gleichzeitigkeit. Eine objektive Kamera nimmt dem Zuschauer – so fürchten wir – die eigene Suchbewegung und damit die Entdeckungsfreude ab, und wo Dinge auf der Bühne gleichzeitig geschehen, kann sie jeder bei einer Aufführung für sich selbst in Beziehung setzen, sozusagen sein eigenes Stück schreiben.  Ein Film dagegen neigt dazu, eindeutig zu sein, also auf etwas zu deuten – und damit zwischen Bild und Text einen unverrückbar ‚richtigen‘ Bezug herzustellen.

Aber im nächsten Jahr wollen wir einen neuen Versuch mit einem kurzen Clip starten; einstweilen müssen wir alle Besucher mit einem Minimal-Ausschnitt aus den StadtTorHeiten vertrösten.

Neue Seiten

Seit Mitte August 2016  ist unsere neue Homepage im Netz. Und wie bei jedem Neubau wird auch hier immer noch ein wenig nachgebessert und korrigiert. Doch wir freuen uns, dass alles nun bezugs- und auch besuchsfertig ist. Herzlich willkommen!

Unser altes Weblog  Theater um 24 x 36cm“  wird noch eine Zeitlang abrufbar bleiben. Einige der dortigen Blogposts werden nach und nach hierher übernommen. Neues findet sich aber ab sofort nur noch hier.

Und da wir momentan an gleich zwei neuen Produktionen arbeiten – s.u. ‚Wie die Welt auf die Welt kam‘ und ‚Hinterm Mond‘ – , wird es mit Sicherheit bald Neues zu vermelden geben.

Siebenhundert

EröffnungssequenzStadtTorHeiten – die 700.Aufführung!  Wir werden immer wieder gefragt, ob es nicht schwer ist, so viel Text auswendig zu lernen. Natürlich ist es das, aber mindestens ebenso schwierig ist es, mit Wiederholung umzugehen: Wie sorge ich dafür, dass meine Geschichte lebendig bleibt, auch beim x-ten Mal?

Die StadtTorheiten, das kleine Papiertheaterprogramm mit Münchner Stadtsagen, hat kürzlich die 700. Aufführung erlebt. Sehr grob geschätzt dürften etwa 25.000 Schulkinder die Produktion gesehen haben, außerdem ca. 2000 Erwachsene. Gut, das hat sich über 20 Jahre erstreckt, aber wenn eine Produktion über einen so langen Zeitraum ihre Gültigkeit beweist, will das schon etwas heißen.

1996:  Am Anfang  stand der Auftrag, mit der Delegation der Stadt München nach Harare/Zimbawe zu reisen und dort bei den Feierlichkeiten zur Begründung der Städtepartnerschaft einen Beitrag zu leisten. „Siebenhundert“ weiterlesen

Wie die Welt auf die Welt kam

Alles auf AnfangWir arbeiten an einem neuen Stück – für die SCHAUBURG am Elisabethplatz, das städtische Kinder- und Jugendtheater in München. Die Premiere musste mehrfach verschoben werden, jetzt nehmen wir dafür Ende Januar 2017 in den Blick. Nach wirklich langer Pause wagen wir uns wieder an ein Duo-Programm; die letzte Produktion zu zweit war SALZ, das 2008 Premiere hatte – und das wir immer noch (und auch gerne!) spielen.

Worin genau besteht das Wagnis? „Wie die Welt auf die Welt kam“ weiterlesen

Hinterm Mond

Es gibt Zeiten, wo sich das Leben anfühlt wie auf der Rückseite des Mondes: vom Bildschirm verschwunden, im Funkloch, keine Anrufe, keine Anfragen, keine Antworten. Keine Zugriffe auf die Seite. Vergessen von der Welt? Manchmal braucht es da schon viel Vertrauen in die weitere Flugbahn – irgendwann treten wir hoffentlich wieder aus dem Schatten heraus.

Aber was zu anderen Zeiten belastend wäre und schon oft genug belastend war, ist diesmal kein Grund zur Sorge. Wir arbeiten nämlich an etwas Neuem, an einem Programm mit Schöpfungsgeschichten – s. den Blogbeitrag ‚Wie die Welt auf die Welt kam‚. Daher stammt übrigens auch der auf Küchenrolle gedruckte Mond.

Außerdem haben wir für 2016 eine Förderung vom Kulturreferat der Stadt München bekommen – für eine weitere Neuproduktion: HeimSpiel‘ – eine spielerische Sprechstunde, in der es um deutsche Sprache und Kultur gehen soll Sprichwörter, Zungenbrecher, Abzählreime, Gedichte, Rätsel, Lieder, Märchen – wir wollen dieses Feld einfach nicht denen überlassen, die gern deutsche Kultur auf ihre Fahnen schreiben – ohne zu wissen, was das alles ist und sein kann. „Hinterm Mond“ weiterlesen

Altern

In unserem Repertoire findet sich ein russisches Märchen – ‚Die Mulde‘: Ein Bauer setzt seinen alten Vater, weil der nicht mehr arbeiten kann und auf Versorgung angewiesen ist, mitten im Winter am Grund einer tiefen Schlucht aus. In der Märchen-Sammlung der Brüder Grimm gibt es eine verwandte Geschichte – ‚Der alte Großvater und sein Enkel‘ (KHM 78). Die russische Fassung ist allerdings sehr viel härter, hier geht es um Leben und Tod. Um Wirtschaftlichkeit als Maßstab für die Existenzberechtigung eines Menschen.

Wahrscheinlich beginnen einen solche Fragen erst mit zunehmendem Alter zu interessieren. Alt hin oder her – für einen kleinen Film auf Youtube (den ersten!) ist es sicher nie zu spät. Abenteuer bei der Steuer  heißt das Werk, angelegt mehr als Spielerei, mit Hausmitteln realisiert, und Achtung: Nicht das Bild liegt auf der Seite, sondern der Sprecher!

Glücks-Sachen

DerP1040809A Wesir ergeht sich abends im Garten. Er beugt sich über den Brunnenrand – plötzlich gleitet ihm sein Ring vom Finger und fällt in den Brunnen. Da durchfährt ihn ein Gedanke, ein verrückter Wunsch: Wenn der Ring doch nicht unterginge!

So beginnt die arabische Geschichte, die im Weiteren von den Wechselfällen des Glücks erzählt. Kein Faden, ein leuchtend roter Punkt führt durch die Handlung und begleitet den Helden durch die Höhen und Tiefen des Schicksals.

Fast fertig – bald neu im Repertoire!

Ein halbes Jahr später … „Glücks-Sachen“ weiterlesen

Lebenslinien

Überall auf der Welt finden sich Geschichten, zu denen beim Erzählen gezeichnet (oder besser: gekritzelt) wird, meist einfach nur Striche, Kreise oder Punkte. Daraus ergibt sich am Ende ein Bild, manchmal überraschend, aber oft  ‚zeichnet es sich schon ab‘.

Drawing Stories heißen sie auf Englisch, ritsagor auf Schwedisch – im Deutschen fehlt dafür ein passendes Wort. Kritzelgeschichten? Erzählzeichnen?  Verwandt erscheinen sie den Sandzeichnungen australischer Ureinwohner oder dem knifing der Indianer von der nordamerikanischen Pazifikküste. Aber während es dort meist um elementare Stoffe geht (s. Post – THE WORLD OF STORY-TELLING), kommen einem die Geschichten hier oft eher banal vor: Ein Mann hört nachts einen Lärm, macht sich auf die Suche nach dessen Ursprung, stürzt in eine Grube, klettert raus, stürzt in die nächste – und so weiter. Schließlich kehrt er erschöpft nach Hause zurück. Bei Tageslicht übersieht er seine Wegspur und stellt fest, dass … „Lebenslinien“ weiterlesen

The trauerarbeit

Wie lässt sich Vergangenes ‚verarbeiten‘? Eine Schuld, ein Verlust? Der Gebrauch des Worts ‚Verarbeiten‘ vermittelt leicht den Eindruck, als wäre selbstverständlich klar, was genau damit bezeichnet wird. Ein höchst komplexer Prozess jedenfalls, der sehr unterschiedliche Verläufe nehmen kann, je nach Person, Gegenstand oder Gegenüber.

Papier.Krieg  hat mittlerweile fast 70 Aufführungen erlebt. In vielen Gesprächen danach ging es immer wieder um ‚Verarbeitung‘, um the trauerarbeit. Dabei bildete sich nach und nach eine Art Muster heraus, eine Abfolge von Stufen, die auf und ab gegangen werden können, eine Reihe von Schritten, von Abschnitten, die sich aber immer wieder auch durchdringen können. Und die auch in dieser Abfolge noch viele Fragen offenlassen: „The trauerarbeit“ weiterlesen

Aus dem Schatzkästlein geplaudert

P1070665AIn unserer Theater-Werft entstand in diesem Winter und Frühjahr ein neues Stück. Die Bilderblätter sind seit kurzem fertig, Stapellauf ist voraussichlich Mitte April 2014. Und wieder hat ein stolzes Schiff seinen großen Auftritt! ‚Kannitverstan‘ ist eine Erzählung aus dem ‚Schatzkästlein‘ von Johann Peter Hebel, in der es darum geht, wie ‚ein deutscher Handwerksbursche in Amsterdam auf dem seltsamsten Umweg durch den Irrthum zur Wahrheit und zu ihrer Erkenntniß kam‘.  

Früher war das eine verbreitete Lesebuchgeschichte.  Ihre vermeintliche Botschaft, jeder solle angesichts der letzten Dinge mit seiner sozialen Stellung zufrieden sein, sorgte – zusammen mit der alten Sprache – dann wohl dafür, dass die Erzählung nach und nach aus den Büchern verschwand. „Aus dem Schatzkästlein geplaudert“ weiterlesen