Im Theater fragen uns Kinder oft: „Wie lange habt ihr dafür gebraucht?“ Selten bietet sich eine griffige Antwort: Manchmal gelingt ein Stück fast im Handumdrehen, manchmal dauert es Jahre, bis eine Geschichte auf die Bühne kommt, einiges schafft es auch nicht über den Entwurf hinaus. Die Geschichte vom ‚Affen auf dem Dach‘ war nach einem Vierteljahr fertig, die ‚Reise um die Erde‘ fand nach zwei, drei Tagen ins Ziel, an ‚Salz‘ haben wir ein ganzes Jahr gearbeitet. Aber was ist damit gesagt?
Im Herbst 2000 habe ich eine Geschichte gehört, von Ben Haggarty, die mich nicht mehr losgelassen hat und seither zu meinen Lieblingsgeschichten zählt. Immer wieder habe ich versucht, eine passende Bild-Sprache zu finden. Mats Rehnman aus Stockholm hat mir dazu eine Silhouette geschnitten. Eine Sufi-Geschichte, hörte ich hier, ein armenisches Märchen – sagte man mir dort. Oder doch ein georgisches? Ein König träumt, er kommt von der Jagd zurück und findet am Tor seines Schlosses einen Fuchsschwanz angenagelt. Wer deutet ihm diesen Traum, und was bedeuten seine folgenden Träume? – Letztlich geht es in der Geschichte um Willensfreiheit, darum, in wie weit unser Tun vom Zeitgeist bestimmt ist.
Vielleicht ist jetzt, im Herbst 2018, die Zeit reif. Ungläubig schauen wir in die Welt, was für ein Zeitgeist da gerade Einzug hält. Und plötzlich hat sich ein Weg aufgetan, die Geschichte auf die Bühne zu bringen und – ja: zu Papier, denn es entsteht nun wieder ein BühnenBilderBuch. Das hoffentlich in diesem Winter fertig wird, sodass ich irgendwann werde sagen können: Mehr als 18 Jahre habe ich daran gearbeitet. (J.Bae / Nov. 2018.l
Mehr dazu: Traumspuren





‚Das einfachste Pop-Up der Welt‘, Heften ohne Heftklammer, ein selbstverschließender Briefumschlag, das 2-Wochen-Notizbuch, ein leicht zu bauendes Papiertheater, der Knallteufel, eine Geheimtinte aus dem Wasserhahn, Überraschungsbilder, Papiermechaniken … und all die kleinen Berufsgeheimnisse rund ums Schneiden und Kleben, die anderen vielleicht nervtötende Umwege ersparen können, kamen da auf den Tisch. Aber Verrat? Nie und nimmer.
Wie die Welt auf die Welt kam
Tatsächlich klingt in einigen Geschichten an, dass die Welt irgendwann auch wieder vergehen könnte. Manchmal hat der Schöpfer die Welt nach vollbrachtem Werk verlassen, sie seinen Geschöpfen übergeben. Was ihnen, was uns ja einige Verantwortung auferlegt. Wer heutzutage den Eindruck gewinnt, dass die Menscheit im Begriff ist, sich abzuschaffen, kann da schon ins Grübeln geraten. Eines haben alle diese Geschichten gemeinsam: Sie führen uns die Kostbarkeit der Welt vor Augen, für deren Erhalt sich einzutreten lohnt. Vielleicht trägt auch unser kleines Stück dazu bei – wir würden uns freuen.